Unter dem Regenbogen: Schaffung einer bewussten Bündniskultur am Arbeitsplatz
Während des Pride Month (Monat des Stolzes) erstrahlen die sozialen Netzwerke in vielen Teilen der Welt in einem bunten Kaleidoskop, und Unternehmen schwenken ihre Regenbogenflaggen, um ihre Unterstützung für LGBTQ+-Mitarbeitenden, Partner und Kunden zu zeigen. Diese jährliche Feier ist zu einem öffentlichen Zeichen für die Solidarität von Unternehmen mit der LGBTQ+- Community geworden - oder besser gesagt, Gemeinschaften.
Auf den ersten Blick scheint externe Fürsprache der perfekte Weg zu sein, um die Unterstützung für unsere LGBTQ+-Mitarbeitenden zum Ausdruck zu bringen, da die Sichtbarkeit die Gesellschaft in die richtige Richtung lenkt. Allerdings sollten die leuchtenden Farben nach außen hin ein internes Bild der Verbundenheit, der ständigen Selbstreflexion und des tiefen Engagements innerhalb der Unternehmen widerspiegeln. Es sind die internen Bemühungen und Maßnahmen, die die Gleichberechtigung, die Inklusion und das Well-being am meisten fördern — und die Lebensqualität für LGBTQ+-Mitarbeitenden deutlich verbessert. Sie sind vielleicht nicht so laut und auffällig, haben aber wohl einen größeren Einfluss auf das tägliche Leben der LGBTQ+- Beteiligten. In unserer vielfältigen sozialpolitischen Welt ist dies von großer Relevanz.
Die Realität sieht so aus, dass sich nicht jedes Unternehmen in jedem Land gleichermaßen in der Öffentlichkeit engagieren kann, ohne dass es zu Gegenwind oder gar zu direkten Konsequenzen kommt. Glücklicherweise geht es bei echter Solidarität nicht nur um Worte, sondern auch um Taten. Es geht auch darum, die Situation in den einzelnen Ländern zu verstehen, um Programme, Strategien und Karrieremöglichkeiten im Rahmen der Gesetze zu entwickeln.
Solidarität in turbulenten soziopolitischen Zeiten
Wie Sie die Fortschritte bei der Gleichstellung von LGBTQ+ wahrnehmen, hängt wahrscheinlich stark davon ab, wo in der Welt - und in der Weltgeschichte - Sie sich gerade befinden. Unternehmen sollten sich der Herausforderungen bewusst sein, die sich aus gesellschaftspolitischen Konflikten ergeben, und globale Strategien und Programme entwickeln, um die Folgen der Polarisierung zu mildern. In den vergangenen Jahren kam es in verschiedenen Ländern zu beunruhigenden gesellschaftlichen Rückschlägen, zur Einschränkung von Rechten und zu einer allgemeinen Destabilisierung der psychologischen Sicherheit.
Zur gleichen Zeit gab es in anderen Bereichen erhebliche Fortschritte bei der Akzeptanz der LGBTQ+-Rechte So hat beispielsweise Singapur das Verbot gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen im Jahr 2022 aufgehoben, nachdem es Homosexualität 2007 de facto entkriminalisiert hatte - ebenso wie drei karibische Staaten: Antigua und Barbuda, Barbados und St. Kitts und Nevis. Inzwischen erkennen mehr als 38 Länder gleichgeschlechtliche Ehe an – und die Unterstützung der Rechte von LGBTQ+-Gemeinschaften liegt auf einem historischen Allzeithoch.
Die Verbesserung der neuen Vorschriften hat für LGBTQ+- Mitarbeitenden und ihre Familien einen entscheidenden Umbruch herbeigeführt. Es hat den Anschein, dass diese Vorschriften nicht nur LGBTQ+- Einzelpersonen vor Diskriminierung geschützt haben, sondern auch ein Umfeld geschaffen haben, das ihre persönliche und berufliche Entwicklung fördert. Mit dem gleichen Zugang zu Chancen und Benefits können LGBTQ+- Mitarbeitenden nun ein erfülltes Familienleben führen, sich am Arbeitsplatz entfalten, lokale und internationale Karrieren verfolgen und eine finanzielle Sicherheit aufbauen, die der ihrer gleichgeschlechtlichen und heterosexuellen Kollegen entspricht. Diese Fortschritte sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft für alle. Die Zukunft sieht vielversprechend aus.
Was ist die Aufgabe der Arbeitgeber:innen?
Arbeitgeber:innen sind der Dreh- und Angelpunkt bei der Weiterentwicklung der LGBTQ+-Rechte. Durch Ihre einzigartige Rolle an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichem Wandel und individuellem Wohlbefinden haben Sie die Macht und die Verantwortung, eine integrative Kultur durch Politik, Fürsprache und Handeln zu schaffen.
Das ist die Führung, nach der die Stakeholder suchen. Laut dem Edelman Trust Barometer 2024 sind Unternehmen die vertrauenswürdigsten Institutionen, noch vor NGOs, der Regierung und den Medien - damit sind sie in einer optimalen Position, um echte Veränderungen und Unterstützung zu fördern.
Unsere Global Talent Trends 2024 Studie zeigt jedoch, dass das Vertrauen in Unternehmen seit dem Höhepunkt der Pandemie etwas abgenommen hat, weshalb es umso wichtiger ist, es zu erhalten. Die Studie ergab, dass "das Vertrauen der Mitarbeiter in ihr Unternehmen die stärkste Stellschraube ist, wenn es darum geht, wie stark sie sich bei der Arbeit motiviert fühlen, wie gut es ihnen geht und wie lange sie im Unternehmen bleiben wollen".
Unternehmen sollten bereit sein, externe Beratung und Unterstützung anzubieten, wo immer das möglich ist. Wie oben beschrieben, können interne Maßnahmen jedoch einen echten Einfluss auf das tägliche Leben von LGBTQ+-Mitarbeitenden haben. Lohngleichheit, umfassende und inklusive Benefits, berufliche Gleichberechtigung, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sowie eine Kultur der Unterstützung und ein emotional sicheres Umfeld sind wesentliche Elemente eines wirklich inklusiven Arbeitsplatzes - und Bereiche, in denen Unternehmen die größten Möglichkeiten haben, etwas zu verändern. Diese grundlegenden Richtlinien dienen als Fundament, auf dem eine authentische Verbundenheit aufgebaut wird, die ein sichereres, unterstützendes Umfeld für LGBTQ+-Mitarbeitenden ermöglicht, unabhängig von der externen sozialpolitischen Landschaft.
Externe Allianzen
Interne Allianzen
Einklang zwischen Brand und Employee Experience
Für Unternehmen ist es wichtig, das empfindliche Gleichgewicht zwischen externer Sichtbarkeit und internem Handeln zu finden, aber immer darauf zu achten, dass die Basis für das Erscheinungsbild stimmt. Wenn Sie sicherstellen, dass Ihre internen Richtlinien die nach außen hin dargestellten inklusiven Botschaften widerspiegeln, könnten Sie die Glaubwürdigkeit der Allianz des Unternehmens stärken, die Arbeitgeberbeziehung festigen und Ihre Unternehmensmarke insgesamt verbessern.
Beachten Sie die Einbindung von Zweck und Werten als Dreh- und Angelpunkt. Durch die Einbettung von Solidarität in den Unternehmenszweck können Organisationen sicherstellen, dass ihre Unterstützung für LGBTQ+-Mitarbeitenden sowohl grundlegend als auch beabsichtigt ist. Wichtig ist, dass Sie eine Strategie haben und schrittweise auf Ihr Ziel hinarbeiten, so dass die Lücke zwischen Worten und Taten geschlossen wird. Damit zeigen Sie nicht nur Ihr Engagement für die Rechte von LGBTQ+, sondern schaffen auch ein Umfeld der psychologischen Sicherheit und des gleichberechtigten Wohlbefindens, das den Betreffenden das Gefühl gibt, dass sie dazugehören und bei Ihnen sicher sind. Dieses inklusive Umfeld würde es ihnen ermöglichen, ihre einzigartigen Perspektiven und Erfahrungen einzubringen, was zu mehr Kreativität, Innovation und Produktivität am Arbeitsplatz führen würde.
Umsetzbare Schritte zur Schaffung eines inklusiveren, gerechteren Arbeitsumfelds
Einen Schritt in die Zukunft wagen
Ein letzter Gedanke: Wir wissen, dass es schwierig sein kann, die Wirksamkeit von Maßnahmen und Praktiken zur Unterstützung von LGBTQ+-Mitarbeitern zu messen, vor allem in einem Umfeld, in dem sie sich möglicherweise nur ungern selbst damit identifizieren. Zwar lässt sich eine echte Allianz nicht immer in Zahlen ausdrücken, doch können Sie eine Vielzahl von unabhängigen Metriken als Leitstern verwenden. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Bemühungen kontinuierlich messen, damit diese gesteuert werden können. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, Fokusgruppen, ILM-Mapping, Audits und anonyme Feedback- Verfahren können Aufschluss über die Effektivität Ihrer Inklusionsinitiativen geben, selbst wenn die direkten Auswirkungen auf LGBTQ+-Mitarbeitenden nicht sofort erkennbar sind.
Wenn Unternehmen den Schritt wagen, interner Allianzenbildung Vorrang einzuräumen, senden sie eine starke Botschaft aus - dass sie sich für einen Arbeitsplatz einsetzen, an dem sich alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität entfalten können. Dieses Engagement, das im Handeln verwurzelt und von einem Zweck geleitet ist, ist das, was den Arbeitsplatz und die Gesellschaft im Allgemeinen wirklich verändert.
Ein interner Ansatz ist nicht nur eine strategische Wahl, sondern ein Muss für Unternehmen, die sich mit der LGBTQ+-Gemeinschaft solidarisieren wollen - nicht nur im hellen Licht des Juni, sondern das ganze Jahr über, unter dem stets wachsamen Blick des Regenbogens.
Key insights and takeaways