Klimarisiken im Pension Risk Management 

26 Januar 2023

Investoren definieren ihre Nachhaltigkeitspläne sehr unterschiedlich. Das „Versagen von Klimaschutzmaßnahmen“ und weitere durch den Klimawandel bedingte Risiken werden im Global Risk Report 2022 des World Economic Forums als schwerwiegendste Risiken der nächsten Jahre eingeschätzt. Das Klimarisiko ist somit eine bedeutende Komponente unserer Wirtschaft und sollte damit auch im Pensions-Risikomanagement eine Rolle einnehmen.  

Es hat sich bisher als schwierig erwiesen, den Klimawandel für Investoren zu quantifizieren und in typischen Risikobewertungsmethoden zu berücksichtigen. Die Finanzmodelle, die heutzutage verwendet werden, wurden in einer Zeit entwickelt, in der lediglich (Human-)Kapital eine beschränkte Ressource war. Diese Modelle müssen in naher Zukunft um natürliche Ressourcen erweitert werden, um die daraus entstehenden Risiken besser verstehen zu können. Die Hauptkomplexität liegt dabei darin, dass der Klimawandel kein homogenes Risiko ist, sondern vielmehr ein heterogenes „Risiko aus Risiken”, das sich um den gesamten Globus spannt.

Welche Herausforderungen stellen Klimarisiken an etablierte Risikomanagementverfahren?

Auch wenn die ersten Auswirkungen des Klimawandels schon heute zu sehen sind, sind die schlimmsten Auswirkungen erst in Jahrzehnten zu erwarten. Das sehr langfristige Denken fordert Anleger heraus: der Zeitpunkt, die Geschwindigkeit und das Ausmaß sind ungewiss. Transitorische Maßnahmen, die eine Klimakatastrophe vermeiden, sind unabdingbar und stellen die gesamte wirtschaftliche Wertschöpfungskette vor Herausforderungen. Anleger sind sich immer mehr ihrer Verantwortung bewusst, ihr Kapital möglichst wertstiftend für eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen. Die Motivation der Anleger ist nicht unbedingt altruistischer Natur. Durch eine entsprechende Allokation können Risiken vermieden werden. Anleger denken beim Thema Klimawandel auch nicht ausschließlich in Risiken, sondern sehen auch die Renditechancen.
Das durch den Klimawandel bedingte Kapitalanlagerisiko kann mit verschiedenen Instrumenten und Verfahren bewertet und überwacht werden, einschließlich der nachfolgend beschriebenen Top-Down-Modellierung. Mercer erwartet, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf der Ebene der einzelnen Sektoren am deutlichsten zu spüren ist. Das geht einher mit einer divergierenden Performance. Ein stärkeres strategisches Denken von Investoren auf Sektorebene wird notwendig. Im Fall eines 2°C- Szenarios könnte es negative Auswirkungen auf die Renditen von Unternehmen aus Industrieländern geben, welche fossile Brennstoffe nutzen oder davon stark abhängig sind. Diese machen knapp 60 Prozent der Marktkapitalisierung der Industrieländer aus. 

Wie wirken sich physische Schäden aus? 

Das Risiko physischer Schäden wird wahrscheinlich in der nächsten Hälfte dieses Jahrhunderts am größten sein, kann sich aber schon heute auf die Preisgestaltung von Vermögenswerten auswirken, insbesondere auf Sachwerte wie Infrastruktur. In Mercers Szenarioanalyse wurden die physischen Schäden in die Auswirkungen von Naturkatastrophen und die Verfügbarkeit von Ressourcen unterteilt.

Wenn wir berücksichtigen, dass bereits ein Temperaturanstieg von 1°C erreicht wurde, wird der Stellenwert von Maßnahmen, die über die bisherigen hinausgehen, deutlich. Eine entsprechende Klimapolitik wird für die Wirtschaft und Gesellschaft stark und verändernd sein. Neben den physischen Schäden sind die strukturellen Veränderungen und Maßnahmen auf die Kapitalmärkte weitere Risikofaktoren. Konkret werden die Übergangsrisiken durch Transformation und erforderliche Investitionsausgaben aufgeteilt. Dies kann vor allem für die Unternehmen mit Kosten verbunden sein, die ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen. Diese Übergangsrisiken werden wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten größer als die physischen Schäden sein. Sie sind aber der Preis, der zu bezahlen ist, um die langfristigen Schäden zu vermeiden.

Risikofaktoren

  • Investitionsausgaben

    Rate der Investitionsausgaben, um den Übergang zu katalysieren
  • Übergangsfähigkeit

    Entwicklung von Technologien und kohlenstoffarmen Lösungen sowie der internationalen, nationalen und subnationalen politischen Ziele, Gesetze und Vorschriften, die darauf abzielen, das Risiko eines weiteren Klimawandels zu verringern
  • Naturkatastrophen

    Physische Schäden durch extremes Wetter

    (z. B. Dürre, Flut, Überschwemmung, Wirbelstürme)

  • Natürliche Ressourcen

    Langfristige Änderungen des Wetters bzw. Klimas – zum Beispiel bei der Temperatur oder Niederschlägen – haben Auswirkungen auf die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen wie Wasser

Neben den geschilderten Risikofaktoren ist ein wichtiges Element der Temperaturpfad und die Umsetzung der Maßnahmen in den nächsten Jahren. Bei einem geordneten Übergang zu kohlenstoffarmen Technologien werden wir die Auswirkungen wahrscheinlich früher spüren. Es werden Investitionsmöglichkeiten erwartet, z. B. in kohlenstoffarme Technologien und nachhaltige Infrastrukturen.

Das andere Extrem wäre ein ungeordneter Übergang. Die derzeitigen Maßnahmen sind nicht ausreichend und die gesetzten Ziele werden nicht erreicht. Die Emissionen steigen weiter. Dies würde bedeuten, dass die physischen Risiken hoch sind. Gleichzeitig sinkt mit jedem Jahr, in dem politische Maßnahmen und notwendige Innovationen hinausgezögert werden, die Wahrscheinlichkeit eines Transformationserfolgs. Dies könnte Investitionen, die das Übergangsrisiko absichern sollen, entwerten. Zumindest kurzfristig könnte dieser Pfad günstiger erscheinen. Wir sollten jedoch beachten, dass ein Transformationsergebnis nach einer gewissen Verzögerung noch aggressivere politische Veränderungen mit entsprechend schnelleren und stärkeren Preisschocks nach sich ziehen würde. Ein plötzlicher, ungeordneter Übergang findet statt. 

Wie können diese Erkenntnisse nun im Pension Risikomanagement verankert werden?

Die gewonnenen Informationen können als Grundlage für eine Reihe potenzieller Risikomanagemententscheidungen dienen. Wir sind der Meinung, dass plötzliche Veränderungen in der Realität wahrscheinlicher sind als ordentliche, gleichmäßige jährliche Auswirkungen auf die Rendite, weshalb Stresstests ein wichtiges Instrument zur Vorbereitung auf diese Eventualität sind. Treuhänder sollten das Risikoniveau überprüfen. Wenn dies nicht vertretbar ist, sollte das Portfolio widerstandsfähiger gegenüber Übergangsrisiken aufgestellt werden. Obwohl es sich bei der Desinvestition um ein relativ stumpfes Instrument handelt, kann dies manchmal erforderlich sein. Eine ganzheitliche Due-Diligence-Prüfung hilft hier weiter. Gleichzeitig kann eine Allokation in nachhaltige Chancen Zugang zu neuen Renditequellen bieten.
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