Ein neues Kapitel beginnt

Wirtschafts- und Marktausblick 2026 

Umgestaltung: Was Anleger im Jahr 2026 beachten sollten

Gefühlt war 2025 ein Jahr von großer Tragweite und 2026 dürfte dies kaum anders sein. Präsident Trump scheint die USA auf einen anderen Weg geführt zu haben als den, der seit 1945 eingeschlagen wurde und hat dadurch den bisher geltenden wirtschaftlichen Konsens zerschlagen. Die Nachwirkungen dieser Regierung werden noch jahrelang zu spüren sein, und ihr Erfolg wird erst in Jahrzehnten vollständig beurteilt werden können. Das Wachstum der Künstlichen Intelligenz (KI) könnte den Beginn einer neuen Ära einläuten, auch wenn die Folgen derzeit noch unklar sind. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass es aus wirtschaftlicher Perspektive und Sicht der Finanzmärkte vermutlich von Bedeutung sein wird.

Natürlich ist es, wie Yogi Berra einmal sagte, "schwierig, Vorhersagen zu treffen, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen", aber als Anleger müssen wir es versuchen. In unserem jährlichen Ausblick erläutern wir unsere Gedanken zur Weltwirtschaft und den Märkten. Die Handelsagenda von Präsident Trump, die sich nach anfänglicher Aufregung nur gering auf das Wachstum ausgewirkt hat, und der anhaltende KI-Boom, waren die beiden größten Entwicklungen 2025. Ersteres dürfte als Einflussfaktor auf die Weltwirtschaft im Jahr 2026 weiter in den Hintergrund treten, während die KI weiterhin eine große Rolle spielen könnte.

In diesem Beitrag befassen wir uns mit den wichtigsten Wirtschaftstrends, die Anleger zu Beginn des neuen Jahres im Auge behalten sollten.

Wirtschaftswachstum

Das globale Wachstum dürfte 2026 stabil bleiben, angeführt von einer robusten US-Wirtschaft, die durch einen soliden Konsum und fiskalische Anreize durch das OBBBA (One Big Beautiful Bill Act) gestützt wird.[1]und ein Anstieg der KI-getriebenen Investitionen auf fast 500 Mrd. USD[2].Die Lockerung der Geldpolitik und die Stabilisierung der Handelsbedingungen dürften die Dynamik aufrechterhalten, während Europa von den deutschen Infrastrukturausgaben und den niedrigeren Zinsen profitiert. Großbritannien bleibt schwach, aber fiskalisch stabil. Japans Wachstum bleibt dank steigender Löhne und Investitionen bei der Automatisierung leicht über dem Trend.

Das Wachstum in China wird sich wahrscheinlich auf dem derzeitigen Niveau halten, da die schwache Inlandsnachfrage die Zuwächse in der Hightech-Fertigung und der KI-Lokalisierung ausgleicht. Abgesehen von China dürften die Schwellenländer dank der lockeren Politik, des schwächeren US-Dollars und der starken Technologieexporte in Asien ein ordentliches Wachstum aufweisen, auch wenn die höheren Zinsen Teile Lateinamerikas belasten werden.

Inflation    

Wir erwarten, dass sich die weltweite Inflation bis 2026 in der Nähe der Zielvorgaben der Zentralbanken stabilisieren wird, allerdings mit erheblichen regionalen Unterschieden. In den USA dürften die Zölle die Gesamt- und Kerninflation auf einem hohen Niveau halten, bevor sie sich 2027 auf das 2 %-Ziel der Fed zubewegen, während das Lohnwachstum begrenzt und die Erwartungen verankert bleiben. Die Inflation im Euroraum dürfte sich in der Nähe von 2 % halten, da der Einfluss der Energiepreise nachlässt und das schwächere Lohnwachstum den zugrunde liegenden Druck mildert. Die Inflation in Großbritannien dürfte stark zurückgehen, da vorübergehende Faktoren wegfallen und das Lohnwachstum sich abschwächt, so dass sie sich dem Ziel der Bank of England nähert. Die Inflation in Japan dürfte sich um die 2 % bewegen, gestützt durch steigende Löhne und einen angespannten Arbeitsmarkt, auch wenn die jüngsten politischen Maßnahmen, wie die vorübergehenden Mehrwertsteuersenkungen, die Schlagzeilen dämpfen könnten.

Anderswo bleiben die Inflationstendenzen unterschiedlich. Es wird erwartet, dass Australien innerhalb des Zielbereichs der RBA bleibt, während Neuseeland leicht nachgeben, aber über dem Komfortniveau bleiben dürfte. In China dürfte die Deflation weiter anhalten, da die schwache Nachfrage der privaten Haushalte und die Überkapazitäten in der Industrie fortbestehen und nur eine allmähliche Entlastung durch politische Maßnahmen zu erwarten ist. In den Schwellenländern dürfte sich der Preisdruck insgesamt in Grenzen halten, wobei sich die Inflation in Asien abschwächt, während sie in Lateinamerika aufgrund höherer lokaler Zinssätze und struktureller Beschränkungen nach wie vor hoch ist.

Geldpolitik

Es wird erwartet, dass die globale Geldpolitik im Jahr 2026 weitgehend unterstützend bleibt, auch wenn die Zentralbanken in unterschiedlichem Tempo handeln werden. Die US-Notenbank wird die Lockerung wahrscheinlich fortsetzen, wobei die Märkte die Zinssätze bis zum Jahresende knapp unter 3 % einpreisen, obwohl sich die Senkungen verlangsamen könnten, wenn das Wachstum anhält oder die Inflation über dem Zielwert bleibt[3]. Es wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank den Wert von 2 % beibehält, da sich die Inflation in der Nähe des Zielwerts stabilisiert und das Wachstum leicht anzieht. Die Bank of England könnte die Geldpolitik aggressiver lockern als von den Märkten erwartet, da die Inflation zurückgeht und die Wirtschaftstätigkeit weiterhin gedämpft ist.

Andernorts wird die Zentralbank von Japan ihre Geldpolitik moderat straffen, wobei mindestens zwei Zinserhöhungen erwartet werden, da Wachstum und Inflation zunehmen, während die politische Dynamik das Tempo der Normalisierung bestimmen könnte. Die Zentralbank Australiens wird wahrscheinlich weitere, allerdings datenabhängige Zinssenkungen vornehmen, und die neuseeländische Zentralbank könnte angesichts der Kapazitätsreserven die Zinsen weiter senken. In China wird erwartet, dass die People's Bank ihre vorsichtige Lockerungspolitik beibehält, die sich auf gezielte Maßnahmen und nicht auf breite Zinssenkungen konzentriert. In den Schwellenländern dürften die politischen Divergenzen fortbestehen, wenngleich die stabile Inflation und die widerstandsfähigen Währungen Spielraum für eine allmähliche Lockerung bieten.

Risiken

Die wichtigsten globalen Risiken im Jahr 2026 erwarten wir vor allem in den Bereichen Technologie, Politik, Schulden und Geopolitik. Der rasche Ausbau der Infrastruktur für künstliche Intelligenz hat die Märkte und die Ausgaben beflügelt, doch die Gefahr von Überinvestitionen ist groß. Die hohen Bewertungen und der Optimismus in Bezug auf KI könnten die Anleger zurückschrecken, wenn die Renditen enttäuschen, während Handelsbeschränkungen oder neue Zölle auf Halbleiter die Lieferketten unterbrechen und die von der Technologie abhängigen Volkswirtschaften unter Druck setzen könnten. Die politische Ungewissheit könnte leicht abnehmen, bleibt aber ein Grund zur Sorge, da die US-Zwischenwahlen und die Ernennung eines neuen Fed-Vorsitzenden Fragen zur geldpolitischen Unabhängigkeit und zum Stillstand der Gesetzgebung aufwerfen.

Die steigende Staatsverschuldung stellt mittelfristig ein wachsendes Risiko dar, da sich die großen entwickelten Volkswirtschaften auf einem nicht nachhaltigen finanzpolitischen Pfad befinden, der zur Wahrung der Stabilität eine Konsolidierung erfordert. Geopolitische Krisenherde sind nach wie vor weit verbreitet, vom anhaltenden Russland-Ukraine-Konflikt bis hin zu den anhaltenden Spannungen in der Straße von Taiwan, im Südchinesischen Meer und im Nahen Osten. Obwohl die Handelskonflikte nachgelassen haben, bedroht die globale politische Fragmentierung weiterhin das Vertrauen der Märkte und das Wachstum.

Märkte

Mit Blick auf die Finanzmärkte bleiben unsere Erwartungen relativ neutral, vor allem weil wir davon ausgehen, dass sich das allgemeine Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Geldpolitik dem langfristigen Durchschnitt annähern werden. Bei den Aktien der Industrieländer wird ein solides Gewinnwachstum erwartet, das von KI-bezogenen Sektoren angetrieben wird, obwohl die Bewertungen weiterhin hoch sind und die Performance außerhalb des Technologiesektors gedämpft ist. Aktien aus Schwellenländeraktien zeigen einen gemischten Ausblick. Einige Märkte werden durch das Engagement in Künstlicher Intelligenz und den schwächeren Dollar gestützt, während andere durch Zollrisiken und Handelsunsicherheit belastet werden. Japanische Aktien bleiben ein Lichtblick, die von Unternehmensreformen, verbesserter Rentabilität und attraktiven Bewertungen profitieren. Small Caps erscheinen günstig, werden aber durch schwächere Fundamentaldaten und ein begrenztes Engagement in wachstumsstarken Sektoren eingeschränkt.

Bei den festverzinslichen Wertpapieren werden globale Staatsanleihen neutral beurteilt, obwohl britische Gilts angesichts hoher Renditen und der Aussicht auf weitere Zinssenkungen der BoE attraktiv erscheinen, während japanische Anleihen aufgrund der laufenden Zinserhöhungen unter Druck stehen. Die Kreditmärkte werden nach wie vor von soliden Fundamentaldaten gestützt, aber die engen Spreads begrenzen das Aufwärtspotenzial; wir sind der Ansicht, dass hochverzinsliche Anleihen aus den Frontier-Markets und Asien weiterhin ein besseres Wertpotenzial bieten. Das Engagement in Rohstoffen ist neutral, wobei Gold durch die Nachfrage der Zentralbanken unterstützt wird und Öl innerhalb einer moderaten Spanne gehandelt werden dürfte. Bei den Währungen sprechen die Aussichten für eine Stärkung von Euro und Yen gegenüber einem schwächeren US-Dollar, was auf eine Verringerung der Zinsdifferenzen und eine verbesserte Dynamik der europäischen Haushalte zurückzuführen ist, während das Pfund Sterling und der Schweizer Franken aufgrund schwacher inländischer Fundamentaldaten weiterhin unter Druck stehen.

Private Markets

Der Ausblick für 2026 für Private Markets und Hedgefonds konzentriert sich auf drei Kernthemen:

  • Exits: Dr. Jekyll gegen Mr. Hyde
  • Der Anwendungsfall für künstliche Intelligenz
  • Die Demokratisierung der Private Markets

Wirtschafts- und Marktausblick 2026

Laden Sie unseren Wirtschafts- und Marktausblick für 2026 herunter, um mehr darüber zu erfahren, was Anleger im nächsten Jahr erwartet und was sie bei ihren Investitionen berücksichtigen sollten.
Über den/die Autor:in(nen)
Rupert Watson

is Global Head of Economics & Dynamic Asset Allocation

Julius Bendikas

is European Head of Economics & Dynamic Asset Allocation

Max Becker

is Macro Research & Dynamic Asset Allocation Specialist

Cameron Systermans

is Head of Multi Asset, Asia at Mercer

Weitere Lösungen
    Weitere Insights