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«Breit diversifizierte Infrastrukturanlagen gewinnen im Pensionskassenportfolio stark an Bedeutung» 

Ein interessanter und stetig wachsender Bereich in Alternativen Anlagen ist die Anlageklasse Infrastruktur – mit gutem Grund. In den vergangenen Jahren haben sich Infrastrukturanlagen von einer Nischenkategorie zu einer etablierten Anlageklasse vieler Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz entwickelt. Im Rahmen der «European Alternative Investments Conference 2025» von Mercer hatten wir die Gelegenheit, uns mit Dr. Dunja Schwander, Geschäftsleiterin der Helvetia Anlagestiftung, über das Potenzial dieser Anlageklasse auszutauschen.

Das Interview führte Julia Schiffer, Head of Infrastructure Europe bei Mercer.    Dieses Interview erschien am 12.11.2025 in der «Schweizer Personalvorsorge»

Frau Schwander, Infrastrukturanlagen sind in jüngster Zeit bei Schweizer Vorsorgeeinrichtungen «en vogue». Was spricht für ein Investment in diese Anlageklasse, gerade auch aus Sicht von Vorsorgeeinrichtungen?

Dunja Schwander: Infrastrukturanlagen haben sich weltweit zu einer bedeutenden und etablierten Anlageklasse in Pensionskassenportfolios entwickelt. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Diversifikation und Stabilität des Gesamtportfolios. Für Vorsorgeeinrichtungen bieten Infrastrukturinvestitionen mehrere Vorteile: Sie ermöglichen attraktive und stabile Erträge, bieten einen gewissen Schutz vor Inflation und weisen eine geringe Korrelation zu den börsennotierten Aktienmärkten auf.

Gleichzeitig müssen sich Anlegerinnen und Anleger bewusst sein, dass Infrastrukturanlagen naturgemäss deutlich weniger liquide sind als börsennotierte Anlagen. Entsprechend ist eine langfristiger Anlagehorizont eine wichtige Voraussetzung.

Wie schätzen Sie die aktuelle Nachfrage nach Infrastrukturanlagen bei Schweizer Pensionskassen ein?

Die Nachfrage nach Infrastrukturanlagen ist in den vergangenen zehn Jahren bei Vorsorgeeinrichtungen deutlich gestiegen, macht mit durchschnittlich rund 2,5 Prozent aber nach wie vor nur einen kleinen Anteil der Portfolios Schweizer Pensionskassen aus. Das Wachstumspotenzial bleibt daher beträchtlich – insbesondere aufgrund der anhaltenden Attraktivität dieser Anlageklasse und der aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen.

Die Rückkehr in ein Tiefzinsumfeld wird institutionelle Anleger weiterhin dazu bewegen, vermehrt in Anlagen mit stabilen Erträgen und Inflationsschutz zu investieren. Zudem dürfte die Einstufung von Infrastrukturanlagen als eigenständige BVV 2-Anlagekategorie – mit einer Investitionsquote von bis zu 10 Prozent – die Nachfrage weiter beflügeln.

Global besteht ein erheblicher Finanzierungsbedarf für Infrastrukturprojekte, der zunehmend von privaten Investoren gedeckt wird. Wir bei Helvetia Anlagestiftung sind überzeugt, dass Infrastrukturanlagen in den kommenden zehn Jahren von einer heute noch eher spezialisierten Nischenallokation zu einer zentralen Säule in den Portfolios der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen heranwachsen werden – neben Aktien und Anleihen.

Dr. rer. pol. Dunja Schwander

Dunja Schwander ist seit 2002 als Geschäftsleiterin für die Helvetia Anlagestiftung verantwortlich. Sie begann 1994, nach Dissertation bei Prof. Dr. H.-H. Francke am Institut für Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau (D), bei Helvetia Versicherungen im Team Portfoliostrategie. Dort war sie verantwortlich für Asset-Liability-Modelle der Auslandstöchter und der Pensionskasse von Helvetia Versicherungen. Sie hält einen CAS in Real Estate Finance der University of Rochester/University Bern sowie ein Verwaltungsrat-Diplom der Executive School of Management, University of St.Gallen. Nebenamtlich ist sie Revisorin der Konferenz von Geschäftsführern von Anlagestiftungen (KGAST) und Mitglied des Fachausschuss Pension & Savings der Asset Management Association Switzerland (AMAS) tätig.

Stichwort Diversifikation: Wie sollte ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio aussehen?

Ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio umfasst idealerweise mehrere Sektoren – etwa Transport, Energie sowie digitale Infrastruktur. Ebenso entscheidend ist eine breite geografische Streuung: ein Schwerpunkt auf etablierten Märkten wie Europa und Nordamerika, ergänzt durch gezielte Engagements in wachstumsstarken Regionen wie Asien.

Darüber hinaus trägt die Kombination unterschiedlicher Anlagestrategien – von Core über Value-Add bis hin zu Opportunistic – dazu bei, verschiedene Marktphasen abzudecken und Risiken wirksam zu verteilen. Auch die Nutzung unterschiedlicher Anlageinstrumente, wie Primärfonds, Secondaries und Co-Investments, bietet Vorteile: Sie schafft Zugang zu attraktiven Projekten, verbessert die Diversifikation und kann Kosten optimieren.

Insgesamt entsteht durch diese breite Streuung über Sektoren, Regionen, Strategien und Instrumente hinweg ein robustes und zugleich chancenreiches Infrastrukturportfolio.

Sie lancieren bei der Helvetia Anlagestiftung mit der Anlagegruppe «Infrastructure Equity Global Evergreen (USD)» gerade eine Evergreen-Lösung, die speziell für Schweizer Pensionskassen konzipiert wurde. Welchen Mehrwert bietet eine Evergreen-Struktur aus Ihrer Sicht für Schweizer Pensionskassen?

Eine Evergreen-Struktur bietet Pensionskassen eine Reihe wesentlicher Vorteile. Im Gegensatz zu klassischen, geschlossenen Fonds ermöglicht sie regelmässige Ein- und Rückzahlungen und schafft dadurch eine deutlich höhere Flexibilität im Liquiditätsmanagement.

Ein zentraler Mehrwert liegt in der Möglichkeit, eine konstante Zielallokation zu halten – ohne den administrativen Aufwand komplexer Cashflow- und Commitment-Planungen. Dadurch verringert sich die Abhängigkeit von einzelnen Vintage-Jahren oder Kapitalabrufen, was zu einer stabileren Portfoliozusammensetzung führt.

Darüber hinaus verkürzt sich die Leerlaufzeit des Kapitals: Anleger erhalten durch Investitionen in spätere Phasen oder über Co-Investments und Secondaries raschen Zugang zu Erträgen, ohne lange Aufbauphasen abwarten zu müssen. Gleichzeitig erlaubt die Evergreen-Struktur eine breitere Diversifikation über verschiedene Jahre und Marktzyklen hinweg – das reduziert das Risiko von Timing-Fehlern erheblich.

Zudem gehen Investitionen in globale Infrastrukturprojekte oft mit Währungsrisiken einher. Durch eine sorgfältige Absicherung und Diversifikation lassen sich diese Risiken jedoch gezielt steuern und deutlich reduzieren.

Insgesamt schafft das Evergreen-Modell eine überzeugende Balance zwischen Stabilität und Flexibilität, die ideal auf die Bedürfnisse von Pensionskassen zugeschnitten ist. Und nicht zuletzt profitieren unsere Investoren von einem schlanken und standardisierten Zeichnungsprozess über Zeichnungsscheine – ein klarer Vorteil, da wiederkehrende, aufwendige Due-Diligence-Prozesse auf Anlegerseite entfallen. Regulatorische Prüfungen und die interne Sorgfaltspflicht der Vorsorgeeinrichtungen bleiben davon unberührt. Das ist ein Aspekt, den ich als Geschäftsleiterin einer Anlagestiftung besonders hervorheben möchte.

Secondaries und Co-Investments als Anlageinstrumente nehmen in Ihrer Anlagegruppe also eine wichtige Rolle ein. Können Sie erläutern, warum Sie diesen Instrumenten eine so grosse Bedeutung beimessen?

Secondaries und Co-Investments bieten institutionellen Anlegern Zugang zu besonders attraktiven Investitionsmöglichkeiten. Beide Instrumente helfen zudem, den sogenannten J-Curve-Effekt deutlich zu reduzieren: Bei Co-Investments erfolgt der Einstieg direkt in operative Infrastrukturanlagen, während Investoren bei Secondaries in bereits investierte Fonds eintreten – lange Aufbauphasen ohne Cashflows entfallen somit weitgehend.

Insbesondere Co-Investments und GP-led Secondaries ermöglichen den gezielten Aufbau eines Portfolios mit bewährten und qualitativ hochwertigen Vermögenswerten. Sie bieten eine höhere Transparenz und Kontrolle über die zugrunde liegenden Assets, eine bessere Planbarkeit von Ausschüttungen und – dank kürzerer Haltedauern – eine flexiblere Liquiditätssteuerung.

Ein weiterer Vorteil liegt in den attraktiveren Bewertungen und Konditionen. Bei Co-Investments fallen meist keine oder nur geringe Verwaltungs- und Performancegebühren an, während bei Secondaries aufgrund des späteren Einstiegszeitpunkts häufig reduzierte Gebühren gelten. Insgesamt profitieren Investoren in unserer Evergreen-Lösung somit von spürbaren Kostenvorteilen gegenüber klassischen Primärfonds.

Über Helvetia Anlagestiftung 

Die 1993 gegründete Helvetia Anlagestiftung ist eine Stiftung nach schweizerischem Recht im Sinne von Art. 53g BVG und Art. 80 ff. ZGB, die der Aufsicht der OAK BV unterstellt ist. Sie bezweckt die kollektive Anlage und Verwaltung der ihr von den Anlegerinnen anvertrauten Vorsorgegelder. Hierfür offeriert sie Anlagegruppen in den Bereichen Immobilien, Hypotheken, Mischgefässe und Wertschriften. Ihr Anlegerkreis besteht aus Vorsorgeeinrichtungen mit Sitz in der Schweiz, die nach ihrem Zweck der beruflichen Vorsorge dienen. Die Helvetia Anlagestiftung verwaltet CHF 3.5 Mrd. Vorsorgegelder. Mehr Informationen zur Anlagegruppe Infrastructure Equity Global Evergreen (USD), finden Sie hier
Disclaimer: Die im vorliegenden Interview enthaltenen Angaben und Beschreibungen gelten weder als Angebot noch als Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von bestimmten Finanzinstrumenten. Auch stellen sie keine Anlageberatung dar. Sie dienen ausschliesslich Informationszwecken. Handlungen oder Unterlassungen ausgehend davon erfolgen ausschliesslich auf eigene Verantwortung. Der/die Leser(in) ist sich zudem bewusst, dass sich die Angaben in Zukunft ändern können. Vor diesem Hintergrund übernimmt die Helvetia Anlagestiftung keine Gewähr betreffend Genauigkeit, Vollständigkeit und Richtigkeit des Inhalts dieses Interviews. Im Übrigen sei grundsätzlich darauf hingewiesen, dass jede in der Vergangenheit registrierte Performance einer Anlage nicht auf deren zukünftige Rendite schliessen lässt. Die vorliegenden Aussagen wurden unabhängig von spezifischen Anlagezielen, einer besonderen finanziellen Situation oder von speziellen Bedürfnissen eines Investors/einer Investorin gemacht.
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